Brutalismus, eine Laune des Betons?

Brutalismus, eine Laune des Betons?

11/12/2021 0 Von Frauke

Viele Gebäude der Nachkriegszeit sind extrem von Beton geprägt. Auch wenn der Baustoff bereits seit Jahrtausenden genutzt wird, erst im zwanzigsten Jahrhundert hat man seine Möglichkeiten wirklich entdeckt. Eine der reinsten Ausprägungen den Beton-Baustils nennt sich „Brutalismus“.

Dabei kommt Brutalismus nicht etwa vom Adjektiv brutal, sondern bezieht sich auf das französische Wort brut (sprich brüt). Das bedeutet nichts anderes als roh. Es geht hier also um rohen Beton, zu deutsch Sichtbeton. In den achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts gab es den Werbesproch „Beton – Es kommt darauf an, was man daraus macht“, der sich auch auf die Bauwerke des Brutalismus gut anwenden lässt.

Brutalismus eröffnete neue Gestaltungsformen

Denn sie spalten wie wohl kein anderer Architekturstil die Gemüter. Die Gestaltungsmöglichkeiten, die der Beton dem Architekten ermöglichen, sind nahezu unerschöpflich. In Verbindung mit Stahl lässt sich eine endlose Menge an Formen bauen. Schillerndster Vertreter des Brutalismus ist der Schweizer Architekt Le Corbusier, der einige weltbekannte Bauwerke aus dem brutalen Sichtbeton schuf.

Die Beton-Zweckbauten der Nachkriegsjahre und die Bauwerke aus Sichtbeton der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts machten Beton als Baustoff nicht unbedingt bei den Menschen beliebt. Hatten diese Bauwerke doch oft genug monströse Ausmaße und kamen als gesichtslose Zweck-Erfüller daher. Dazu kam, dass der verwendete Beton oft minderwertig war.

Beton lässt sich recyceln

Das führt heute dazu, dass viele dieser Bauten bereits sanierungsbedürftig sind oder schon wieder abgerissen wurden. Ihre ganz eigene Ästhetik erschließt sich nicht jedem Betrachter, weshalb der Brutalismus nicht umsonst als tatsächlich brutal gilt. Seine Wuchtigkeit und sein spröder Charme machen ihn zu einer Art von Architektur, die manchmal erst auf den zweiten Blick schön wirkt. Oder eben gar nicht.

So oder so: Beton ist aus der Moderne nicht mehr wegzudenken. Und tatsächlich: es kommt darauf an, was man daraus macht. Das gilt auch für das Recycling. Denn wenn heute die Bauten des Brutalismus dem Abriss anheim fallen, lassen sie sich im besten Falle zu neuen Bauwerken machen. Und die befriedigen dann vielleicht schneller das Schönheitsempfinden der Betrachter.